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2. Teil - Lahti wir kommen

Unser Verein war mit 2 Startern, Leo hatte bereits beim 70.3 Dresden seinen Slot klar gemacht, vertreten. Dazu kamen noch Danny, Ole und Manfred, die den Bus samt Rädern von Franz Löschke über Estland nach Finnland fuhren.
Dienstag um 10:00 Uhr in Helsinki angekommen, gings direkt nach kurzer Autofahrt, auf einen Teil der Radstrecke, geplant waren kurze Race Pace Intervalle zu fahren, der Asphalt war zwar teilweise etwas rubbelig aber die Radstrecke machte richtig Spaß, technisch eher anspruchslos da es meist recht lange gerade aus ging, jedoch kamen in Summe dann doch ein paar Höhenmeter zusammen, da es doch immer wieder in leichten Wellen auf und ab ging. Unendliche Wälder, satt grüne Wiesen, man hatte das Gefühl hier nochmal eine extra Portion Sauerstoff zur Verfügung zu haben.

Ungefähr 6000 Starter aus 115 Ländern, verteilt auf 2 Wettkampftage, wobei die USA mit 1152 Teilnehmer, die am meisten vertretene Nation war, die Zahlen an sich fand ich schon mal sehr beeindruckend.
Am Mittwochmorgen ging es dann zum offiziellen Schwimmtraining im riesig großen See Vesijärvi. Nach kurzer Registrierung konnte man auf einem abgesteckten Schwimmkurs von ca. 600m beliebige male schwimmen. Obwohl die Wassertemperatur nur 19 Grad betrug, hatte ich trotzdem ein gutes Gefühl, dass am Wettkampftag die Wassertemperatur kein Problem darstellen sollte. Anschließend gings zur Expo und Registrierung.
Dann nochmal kurz auf die Radstrecke und schon war es auch wieder Nachmittag. Am Donnerstag fand die Wettkampfbesprechung statt, dort traf ich dann auch auf Leo, der am gleichen Tag noch Teile des Radkurses abfahren wollte. Die Zeit verging wie im Flug, ich hatte beschlossen entgegen meiner bisherigen Taperroutine, den Donnerstag nur Yoga und Reha Übungen zu machen und am Freitag als unmittelbaren Auftakt, noch mal kurz zu schwimmen. Freitag gings zum Rad Check Inn und Beutelabgabe, es gab 2 Wechselzonen welche aber fußläufig gut erreichbar waren, die Organisation vor Ort war top, was man auch von dem gesamten Event sagen kann, ohne Wartezeit schob ich mein Rad in die Wechselzone, checkte nochmals die Laufwege in der Wechselzone und hängte den Beutel mit den Radsachen an. Dann gings zur 2.Wechselzone, welche sich in einer großen Messehalle befand, auch hier ging alles problemlos und zügig, überall gabs ausreichend Volontäre die auftretenden Fragen beantworten konnten.

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Raceday – klar war ich nervös, aber mittlerweile hatte ich mir auch eine Routine bei meinen vielen Lang-/Mitteldistanzen erarbeitet, sodass die Vorfreude der Anspannung wich, ich hatte das gesamte Jahr super trainiert und war auf dem Punkt top fit, in der besten Form der letzten Jahre, die größte Wundertüte war der abschließende Halbmarathon, 3 Wochen kein Lauftraining und die Schmerzen waren täglich präsent. Plan war die Laufschuhe erstmal anzuziehen und den Lauf zu beginnen, vielleicht gibt’s ja doch ein kleines Wunder und die Endorphine tragen mich über die Laufstrecke.

Gestartet wurde, mit 30min Verschiebung der Startzeiten auf Grund von Nebel, in Wellen als Rollingstart, wobei jede AK eine Startwelle bildete, so sortierte ich mich etwas hinter dem mittleren Bereich meiner AK ein und schon gings mit einem Sprung ins kalte Wasser los. Hart anschwimmen kann ich eh nicht und so konzentrierte ich mich darauf, schnell meinen Rhythmus zu finden, das ging ganz gut und ich begann vor mir gestartete zu überholen, so ab Mitte, der der Schwimmstrecke gabs, dann ziemliche Wellen trotzdem kam der Schwimmausstieg doch zügig näher.

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Die Wechselzone war gut gesäumt mit Zuschauern, kurz bei meinen Supportern abgeklatscht und rauf gings aufs Rad. Und das war einfach nur genial, ich konnte viele Starterinnen auf dem Rad überholen, das Grinsen aus meinem Gesicht verschwand erstmal nicht, endlich konnte ich die Leistung auf dem Rad abrufen, welche sich im Training schon angedeutet hatte. Da ich immer noch die Hoffnung hatte, auf die Laufstrecke zu gehen, nahm ich auf den letzten 30km nochmal etwas Druck von den Pedalen, um mich nicht energetisch leer zu fahren, da ich mich bzgl. Wattwerte schon über dem Race Pace Bereich bewegte. Die einzige technisch anspruchsvolle Passage in der es nochmal mit einer Rampe hoch, links/rechts Kurve abwärts ging, benötigte meine volle Konzentration, um genau zum richtigen Zeitpunkt aus den Radschuhen zu schlüpfen.

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Der Radabstieg, in einer Zeit die ich mir nicht erträumt hätte, war dann die Belohnung. Die Stimmung an der Wechselzone war super, also raus aus der Messehalle, wo ich kurz zuvor mein Rad reingeschoben hatte, und hoch über die 1. Rampe, mir war relativ schnell klar, Wunder im Sport gibt’s nicht, die Schmerzen kamen mit dem 1. Laufschritt. Okay dann erstmal komplett in den Tunnel und schauen ob ich irgendwie in Tippelschritten erstmal vorwärts komme, es warteten auf mich erstmal knapp 3km Anstieg, auf einer doch sehr anspruchsvollen Laufstrecke, vorher gings noch auf die blaue Laufbahn des Stadions, irgendwo dort standen die TriTeam SFB Supporter. Ziel war erstmals bis zu meiner Tochter zu laufen, welche am Ende des Anstiegs wartete, bis dahin musste ich für mich eine Entscheidung treffen, DNF oder weiter tippeln. Ich entschied mich für die 2. Variante und trottete irgendwie vor mich hin. Ich wollte ins Ziel kommen, Aufgeben war keine Option !!! Ich schaffte es tatsächlich, mit Tunnelblick und den Versuch die Stimmung trotzdem aufzusaugen, war ich einfach nur happy ins Ziel zu laufen. Es war dann doch das Erlebnis, wie ich es mir gewünscht hatte, auch wenn auf Grund der Verletzung, ich leider nicht das Potenzial beim Laufen abrufen konnte, bin ich dennoch mega happy. Klar muss ich mich auch selbstkritisch hinterfragen, einen Wettkampf mit einer Verletzung zu bestreiten, ist nicht sinnvoll, und wäre es nicht eine WM gewesen hätte ich auf den Start verzichtet.

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Noch paar Zahlen zum Abschluss: ich starte in der W55 mit 182 Teilnehmerinnen, nach dem Schwimmen sortierte ich mich auf Platz 64 ein, was mich doch sehr verwunderte, da ich nicht gerade zu den besseren Schwimmerinnen in meiner AK zähle, meine Radleistung war die 17. beste Zeit in meiner AK und damit befand ich mich zum Wechsel in die Laufschuhe auf den 17. Platz wieder, niemals hätte ich mir so eine Platzierung zugetraut, da hier die besten der AK auf der 70.3 Distanz an den Start gingen und das Niveau über alle AK sehr hoch war. Meine Endplatzierung war dann nach dem Lauf die Position 64. Und damit bin ich weit über meiner Erwartungshaltung und sehr zufrieden.

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Am Sonntag konnte dann pünktlich das Rennen der Männer gestartet werden, hier war Leo in der AK 35 am Start. Bei ihm stimmte die Form ebenfalls und er lieferte extrem schnellen Zeiten ab. Was am Ende Platz 310 von 495 Finishern bedeutete, jedoch ist dies auch eine leistungs- und zahlenmäßig starke AK und die Abstände entsprechend sehr gering. Er war mit seiner Leistung ebenfalls sehr zufrieden.

In jedem Fall eine sehr gut organisierte WM, die Stimmung war phantastisch, ich bin dankbar diese Emotionen erlebt haben zu können, wunderschöne Wälder entlang der Radstrecke und immer das Gefühl man ist Willkommen in Lahti. Für jeden der dies Mal erleben möchte und die Möglichkeit dazu hat, macht es. Das Grinsen danach und die Erinnerungen halten lange und gerade in Situationen wo es im Training mal nicht so läuft, hilft es einfach auch mal zurück zu schauen um dann wieder positiv nach vorn zu schauen, aufgeben ist keine Option, das stimmt wirklich !!!

Eure Claudia