Nach dem „HEJ“ im letzten Jahr in Schweden hieß es in diesem Jahr „GRIAS DI“ zur Begrüßung der Einheimischen, dieses Mal in Niederösterreich. Das erste Triathlon Event des Jahres führte uns zur Challenge St. Pölten. Bei der Saisonplanung war diese Gegend aufgrund der Topografie eigentlich nicht auf meiner Bucket-List, aber ich spielte dennoch mit dem Gedanken, das sehr bekannte Rennen in St. Pölten mal als Idee einzubringen und glücklicherweise fanden sich wieder schnell Leute, welche das Reiseziel gut fanden. Zwar blieb ich der einzige Einzelstarter, jedoch konnten wir neben unserer Staffel aus dem letzten Jahr mit Martin, Matthias und zum Schluss auch noch Justin eine weitere Staffel an den Start bringen.
Die Anreise der 11-Köpfigen Reisetruppe (inklusive unseres Vierbeiners) folgte individuell und so holten Ole, Katrin und ich schon die Startunterlagen für alle in der Fußball Arena in Sankt Pölten ab, bevor wir uns mit den anderen in der vom Wettkampfort 10Km entfernten Unterkunft trafen. Wir haben uns auch dieses Jahr ein schönes Haus im Grünen auf dem Dorf gemietet. Herrliche Ruhe, Weinberge und Winzer soweit das Auge reicht. Ein Traum!
Ich bereitete am Freitagabend schon einmal den größten Teil für den Check-In am Samstag vor (zumindest soweit es ging. Wie immer stand noch eine Vorbelastung auf dem Rad und ein kurzes Läufchen auf dem Plan). Startbeutel für das Schwimmen, Radeln und Laufen wurden gepackt. Rad und Helm wurden mit Startnummern präpariert und was so alles anfällt. Zum Glück war von zu Hause alles mitgeschleppt worden, was der gemeine Triathlet für notwendig hält, und so konnte der erste Abend entspannt ausklingen. Dachte ich jedenfalls. Während der vielen Gespräche fragte Lisa mich plötzlich, warum ich mit einer Schwimmzeit von 30 Minuten angemeldet wäre und in Ihrer Startgruppe starten würde. Nach kurzem Check der Startliste entpuppte sich das Ganze auch noch als wahr. Ich weiß nicht was da schiefgelaufen ist oder warum ich mich bei der Anmeldung so blöde angestellt habe. Ich wusste schon, dass ich eher 40-45min Schwimmen würde.
Der Samstag begann nach der Dorferkundungs-Gassi-Runde mit unserem Hund Lotti-Karotti und einem kurzen Läufchen von 20 Minuten. Danach standen noch 40 Minuten Radbelastung auf dem Plan. Bereits kurz nach dem Start hatte ich eine Wattzahl von 235, weit über meiner angepeilten Durchschnittswattzahl von 160-170, auf dem Radcomputer. Problem dabei war, dass ich mich mit 8,5 Km/h fortbewegte. Ach ja, genau deshalb stand die Gegend nicht auf dem Plan. Nach 20 von 40 Minuten fuhr ich in die Unterkunft zurück und nach einem gemeinsamen Frühstück ging es erneut zur Abgabe des Equipments (die Wechselzone befindet sich beim Challenge St. Pölten auf dem Rasen des Fußball Zweitligisten Sankt Pölten, für mich natürlich ein Highlight) und zur Wettkampfeinweisung nach St. Pölten. Nach diesem Pflichtprogramm wurden noch die Wettkampfseen (Wieso Mehrzahl? Später dazu mehr) in Augenschein genommen. Die Supporterinnen versorgten die gesamte Truppe noch mit Pizza, welche gleich noch am See gefuttert wurde. Nach dem Abendessen verkrümelten sich alle ins Bett, schließlich hieß es am nachfolgenden Raceday Abfahrt 5:30 Uhr.
Wie sollte es anders sein, war meine Nacht vor dem Rennen natürlich alles andere als gut, aber was solls. 3:30Uhr klingelte dann auch schon mein Wecker. Ich trinke morgens gerne erstmal in Ruhe meinen Kaffee und schließlich weiß jeder Läufer oder auch Triathlet, dass alles raus sollte, was später am Wettkampfort nicht gern erledigt wird. Dabei ist die lange Schlange am Dixi noch das kleinere Übel. :-D
Das Schöne am Rennmorgen war, dass die Sonne schien. Weniger schön waren die vom Auto angezeigten Temperaturen, welche zwischen 3° und 7°C hin-und hersprangen. In Verbindung mit 16°C Wassertemperatur kam bei mir wenig Freude auf. Und da ich die letzten Wochen kaum bis nicht geschwommen bin und dies bei mir vom Kopf her gerne mal eine Blockade auslöst, stieg meine Nervosität immer weiter. Vorteilhaft hinsichtlich der Temperaturen war, dass die Schwimmstrecke auf 1500m verkürzt wurde. Justin, Schwimmer in einer unsere beiden Staffeln, war dann so nett und tauschte mit mir seine farblich markierte Badekappe, sodass ich wenigstens eine Gruppe weiter hinten starten konnte.
Als nach den Profifrauen und -männern die erste Startgruppe das Signal bekam, war der Altersklassen-Wettkampf eröffnet. Wie die Verrückten sprangen Frauen und Männer mit Kopfsprung vom Ponton. Das war nicht mein Ansinnen. Ich wüsste gar nicht wie ich verhindern sollte, dass die Schwimmbrille vom Kopf rutscht. Zum Glück gab es auch eine Leiter. So nutzte ich diese, um von dort ins Wasser zu hüpfen. Nach den ersten 100 Metern setzte dann wie oben beschrieben der Kopf ein und ich dachte mir: „Siehste, klappt nicht. Wärst Du mal schwimmen gegangen, im Winter lief es ja ganz gut. Dann schwimm halt Brust“.
Blöd, aber ist halt so. Im Wechsel von wenig Kraul und eigentlich fast nur Brust paddelte ich am Rand durch das Wasser, um nachfolgende Schwimmende nicht beim Überholen zu behindern. Nach 1000m war der „Spaß“ dann vorerst vorbei. Eine Besonderheit der Challenge St. Pölten ist es nämlich, dass die ersten 1000 Meter in einem See geschwommen werden und nach einem 200m langen Spurt, unter anderem über eine hölzerne, überdachte Brücke, springt man in einem zweiten See, um die restliche Distanz zu bewältigen. In meinem Fall ging es dann die letzten 500m weiter wie oben beschrieben und obwohl ich hinsichtlich des Schwimmens im Vorfeld ahnte was kommt, war mein Tag eigentlich schon hier gelaufen. Und weil ich ein Dummkopf bin, ging ich gemütlich in die Wechselzone statt das Ganze abzuhaken und in einen Rennmodus zu starten. In der Wechselzone zog ich mir den Neo aus und mutmaßlich durch den nassen Triathlon Anzug in Verbindung mit dem Wind der herrschte fing ich plötzlich an so zu klappern, dass mir die Beine und der Kiefer schlackerten. So beschloss ich neben der geplanten Windweste noch eine dünne Radjacke anzuziehen. Nach sage und schreibe 20 Minuten (aufgrund der Laune war es mir schnurtz-piep-egal) ging es dann aufs Rad.
Bist Du schon einmal auf einer Autobahn mit dem Rad gedüst? Ich bis zu diesem Wettkampf auch nicht. Nach einer kurzen Anfahrt darf man das nämlich genau hier bei der Challenge St. Pölten. Und wenn du dann noch Rückenwind hast und mit überschaubarem Krafteinsatz mit 45Km/h vor dir hin cruist, macht das schon Spaß. Nur sollte man aufpassen, nicht zu überziehen und wissen, was die Radstrecke noch so bereithält. Nach etwa 25Km kommt nämlich ein erster Anstieg, der es mit teilweise 10+ % schon in sich hat. Dieser Anstieg trieb zwar den Puls in die Höhe, war jedoch noch einigermaßen zu bewältigen. Auf der anderen Seite ging es dann auch wieder entsprechend runter und ich hing mehr an der Bremse als es laufen zu lassen. Dies machten allerdings nicht alle so und als der erste Teilnehmende vor mir die Kurve nicht richtig bekam, aber das Glück hatte nur in die holprige Wiese zu fahren ohne schwer zu stürzten, fühlte ich mich in der Entscheidung bestärkt, vorsichtig zu sein.
Da ich kein Bergfloh bin, hielt ich mich an meine Wattvorgabe und fuhr kontrolliert vor mich hin. Aufgrund des ersten Anstiegs ging die Durchschnittsgeschwindigkeit schon wieder runter und ich ahnte schon, dass am Ende keine 3 vorne stehen wird. Als dann das Schild „Willkommen in der schönen Wachau“ kam, klang es irgendwie schon nach Anstrengung. Anfangs noch schön an der Donau entlang sollte es eigentlich recht entspannt sein, aber statt Bergen blies natürlich genau hier der Gegenwind. Bloß keinen Spaß haben. So verging die Zeit und irgendwo nach Kilometer 60 kam der gefürchtete Anstieg über mehrere Kilometer und mit Steigungen bis zu 12%. Freunde ich sag euch. Wenn sich während des Anstiegs die 8%-Steigungen wie Urlaub anfühlen, weißt Du Bescheid. Mehrmals versuchte ich noch einen Gang hochzuschalten, jedoch waren die Gänge leer. So kurbelte ich also schwerfällig an einigen Stimmungsnestern vorbei. Wenigstens diese Anfeuerungen und die laut gespielte Musik in Verbindung mit tanzenden Menschen sorgten bei mir für etwas Freude. Im Anschluss folgten fast nur noch Bergab-Passagen. Jetzt kam Freude auf. Nicht! Hochprofilierte Felgen in Kombination mit heftigen Seitenwinden und Abfahrten mit bis zu 14% waren der Horror für mich. Ich krallte mich am Oberlenker und Bremse fest und fragte mich, ob diejenigen, die an mir, der etwas über 50 Km/h auf dem Tacho hatte, irre sind. Die müssen mindestens 60-70 Km/h draufgehabt haben. Da möchte ich nicht sehen wie einer stürzt. Das pünktlich bei den Abfahrten auch noch der Reißverschluss der Windjacke aufsprang und ich mit dem flatternden Teil fahren musste, wunderte mich eigentlich auch nicht mehr. Sei´s drum. Die letzten 20 Km rollte ich zum Stadion zurück. Leider konnte ich trotz Abfahrten dank des Windes den Schnitt von 30 Km/h nicht mehr erreichen. Aber so wie mein Triathlon-Tag gestartet war, war auch das mir egal. Und ich war ehrlicherweise auch einfach nur froh das Ganze ohne Sturz hinter mir gelassen zu haben.
Der Gedanke jetzt noch einen Halbmarathon zu laufen, beflügelte mich nicht wirklich. Ähnlich bummelig wie ich den ersten Wechsel hinter mich gebracht habe, schob ich das Rad in die Wechselzone, nahm im Gehen meinen Beutel und setzte mich ins Wechselzelt. Mütze auf, Schuhe an, Gels eingepackt. Beutel in die Drop-Off-Zone gegeben und los. Ich dachte mir, einfach einen 5:30, von mir aus einen 6er-Schnitt zu laufen. Und wenn nicht auch egal (mal wieder oder immer noch). Ich lief also an und irgendwie dachte ich, meine Uhr nach der zweiten Wechselzone noch nicht gedrückt und damit auf der Uhr den Lauf noch nicht gestartet zu haben. Das tat ich also und düdüdü… „Sie haben Ihren Triathlon beendet“. Auch das noch. Am hohen Puls kann es nicht gelegen haben. Restlos bedient startet ich auf der Uhr einen neuen Lauf, hielt an der ersten Verpflegungsstelle an, trank was und ging auf Klo. Wieder ein „piep“ der Uhr. Die Aktivität Laufen ist bei mir so eingestellt, dass die Zeit automatisch stoppt, wenn ich anhalte. Das ist natürlich nicht das, was ich bei einem offiziellen Lauf brauche. Da sollte die Uhr schon weiterlaufen, wenn ich anhalten muss. So ein Mist. Also nochmal von vorn. Aber das passte ja zum Tag. Ich lief also erneut an und nun fing beidseitig meine untere Wadenmuskulatur an zu schmerzen. Ich hielt hin und wieder an, massierte die Stellen und kühlte sie mit Wasser. Dann lief ich weiter. Plötzlich fingen die Füße an zu kribbeln so als wenn die Dinger einschlafen. Ach komm hör doch auf! Ich beschloss die ganze Sache zu ignorieren und lief einfach weiter. Erfreulicherweise kam ich nach 4-5 Kilometern irgendwie in einen Flow und die Pace ging nach unten. An den super organisierten Verpflegungsstellen ließ ich mir Schwämme und Wasser reichen. Das war es auch schon.
Ich beschloss während des Laufens auch kein Gel zu nehmen, da ich trotz der nicht so guten Verpflegung auf dem Rad (Abfahrt + Wind = Keine freie Hand für die Radflaschen) nicht das Gefühl hatte, keine Energie zu haben. Die Pace sank auf den letzten Kilometern sogar noch unter 5min/Km. Eigentlich war es auch genug Mist für einen Tag und so war ich froh, dass mir wenigstens das Laufen nach 5-6 Kilometern relativ gut gelang, obwohl die Laufstrecke teilweise recht windig war. Zwischendrin gab es auch Küsschen für die Frau. Vielleicht auch das der Boost den ich brauchte. 😊
Nach knapp 6h erreichte ich das Ziel und obwohl der Tag wie oben beschrieben recht öde war, bin ich zufrieden und stolz, diese Distanz bewältigt zu haben. Zeiten sind für mich dafür nicht relevant. Meine Erkenntnis dieses Rennens ist die Überlegung, ob ich nochmal so ein zeitiges Rennen machen möchte. In den ersten Monaten des Jahres bin ich öfters mal geplagt von Halskratzen einhergehend mit Trainingspausen. Und auch das es keine Möglichkeit gibt so zeitig im Jahr vernünftig im Freiwasser schwimmen zu können wäre für mich ein Grund dafür. Jetzt machen wir zusammen noch eine Woche Urlaub und dann steht bald auch schon Rennen Nummer 2 vor der Tür.
Danny Tri-REWEkind